Autorin: Jen Williams | Herausgeber: S. Fischer Verlag | Erscheinungsdatum: 29. Dezember 2021 | Originaltitel: A Dark and Secret Place | Genre: Thriller | Seiten: 384 | Reihe: Einzelband
[Werbung - Rezensionsexemplar]
"Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Ein düsterer Thriller mit Märchenelementen. Sehr atmosphärisch, aber leider haben mich die Protagonisten nicht so recht überzeugt."
Meine Meinung
Der Klappentext hat mich unglaublich neugierig auf Jen Williams Thriller-Debüt gemacht, weshalb ich das Buch auch relativ zeitnah zum Erscheinungstermin lesen wollte. Allerdings ist es auch so, dass umso größer die Vorfreude ist, umso mehr kann man letztlich enttäuscht werden. Und ja, leider war das bei Der Herzgräber der Fall. Dabei fand ich die Grundidee, die düstere Atmosphäre und die eingebauten Märchenelemente wirklich gelungen. Und über große Strecken war ich auch wirklich sehr gefesselt. Wirklich schwer getan habe ich mir jedoch mit den Charakteren, vorallem mit der Protagonistin. Ihre Art und ihr größtenteils unlogisches und unvernünftiges Handeln haben mir die Suppe ordentlich versalzen.
Aber um was geht es jetzt eigentlich? Die ehemalige Journalistin Heather Evans kehrt in ihre Heimatstadt zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu regeln. Heather hatte nie ein besonders inniges Verhältnis zu zu ihrer Mum, aber dass diese plötzlich Suizid begangen haben soll, kann und will Heather nicht glauben. Dann stößt Heather beim Sichten alter Sachen auf Briefe, allesamt von Michael Reave, einem verurteilten Frauenmörder, der im Hochsicherheitsgefängnis seine Strafe verbüßt. Um mehr über ihre Mutter zu erfahren, nimmt Heather Kontakt zu Reave auf. Und auch Detective Ben Parker bittet Heather um Hilfe, in einem aktuellen Mordfall. In einem Baumstumpf wurde eine Frauenleiche entdeckt und da wo das Herz sein sollte, befinden sich Blumen. So hat es damals auch Reaves getan. Welche Verbindung besteht zwischen Reaves und dem Täter? Heather soll dies in Gesprächen mit Reaves herausfinden und kommt dabei der Vergangenheit gefährlich nahe.
Ich war ziemlich gehypt auf die Geschichte und am Anfang konnte mich das Buch auch tatsächlich noch fesseln. Man fragt sich natürlich die ganze Zeit über, was oder wer Heathers Mutter in den Tod getrieben hat. Und auch die Briefe geben Rätsel auf. Warum hatte Heathers Mutter freundschaftlichen Kontakt mit einem Mann, der auf bestialische Weise Frauen ermordet hat. Und auch die Gespräche mit Michael Reaves erzeugen Gänsehautmomente. Michael Reaves redet in Metaphern. Er erzählt Heather Geschichten über den bösen Wolf. Märchen, von denen auch Heathers Mum früher fasziniert war.
Zwischendurch erfahren wir durch Rückblenden in die Vergangenheit die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen Leben von Missbrauch und Gewalt geprägt ist. Normalerweise mag ich es sehr, wenn zwischen zwei Zeitebenen gewechselt wird und sich die Gegenwart aus der Vergangenheit heraus entschlüsselt. In diesem Fall ist aber recht schnell klar ist, um wen es sich aus der Vergangenheit handelt. Das Geheimnisvolle, Spannende ist dadurch verloren gegangen. Geblieben ist nur der bittere Nachgeschmack dessen, was der Junge durchlitten hat.
Warum Der Herzgräber allerdings hinter meinen Erwartungen zurück geblieben ist, liegt größtenteils an Protagonistin Heather. Ich konnte ihre unlogischen Handlungen einfach nicht nachvollziehen. Während der Interviews mit Reaves gerät Heather zunehmend in Gefahr. Es sind offensichtliche Bedrohungen und Heather ignoriert diese komplett. Da bändelt sie mit dem Detective an, eine Liebesgeschichte, die so fad schmeckt, dass man sie besser weggelassen hätte, und dann erwähnt sie mit keinem Wort, dass sie offenbar von jemanden beobachtet wird. Mit ihrem Verhalten bringt sie sogar ihre beste Freundin in größte Gefahr und sie behindert die Mordermittlungen enorm. Nein, ich konnte Heather absolut nicht greifen und war eigentlich nur mehr genervt von ihr.
Auf die aktuellen Morde geht Jen Williams leider auch nicht wirklich ein. Die Ermittlungen stehen eher im Hintergrund. Der Fokus liegt eindeutig auf den Gesprächen von Reaves und Heather. Ich hätte mir das Ganze ausgewogener gewünscht.
Zu guter Letzt war der Thriller leider auch ziemlich vorhersehbar...zumindest für mich. Alle Fragen wurden für mich auch nicht beantwortet...oder vielleicht konnte ich die Antworten auch einfach nur nicht nachvollziehen.
Was man bei aller Kritik aber wirklich positiv hervorheben muss, ist Jen Williams flüssiger Schreibstil, der einem nur so durch die Seiten fliegen lässt. Das Buch ist wie gesagt kein Highlight, versprüht aber doch eine gewisse düstere und beklemmende Atmosphäre und der Hintergrund mit den Märchen macht ihn doch irgendwie spannend. Das waren letztlich die ausschlaggebende Punkte, warum ich das Buch innerhalb kurzer Zeit gelesen habe.
Fazit
Ein Thriller, der sich leicht und schnell lesen lässt und einige Spannungsmomente bereit hält. Im Gesamten war mir die Handlung aber zu vorhersehbar und die Protagonistin für mich nicht greifbar. Als schnelle Unterhaltung für Zwischendurch ist Der Herzgräber allerdings durchaus empfehlenswert.
Klappentext
Er reißt ihnen das Herz heraus. Er vergräbt es im Wald. Dann pflanzt er Blumen.
Eine junge Frau findet nach dem Suizid ihrer Mutter in deren Nachlass
unzählige Briefe eines seit vielen Jahren verurteilten Serienkillers.
Der erste Thriller der preisgekrönten englischen Autorin Jen Williams.
Als Heather Evans den Nachlass ihrer Mutter ordnet, macht sie eine
erstaunliche Entdeckung: Stapelweise findet sie Briefe eines
verurteilten Serienkillers. Michael Reave hatte zahlreiche junge Frauen
auf bestialische Weise getötet. Seit 20 Jahren verbüßt er nun schon
seine Strafe in einem Hochsicherheitsgefängnis.
Doch jetzt ist wieder eine junge Frau getötet worden. Man findet sie in
einem ausgehöhlten Baumstumpf. Und dort, wo eigentlich ihr Herz schlagen
sollte, stecken Blumen. Genauso hatte es seinerzeit Reave zelebriert.
Als eine zweite Frauenleiche gefunden wird, entschließen sich Heather
und Detective Ben Parker zu einem gefährlichen Schritt. Heather soll mit
Michael Reave persönlich sprechen, ihm die Fragen stellen, die nur er
beantworten kann. Doch die Wahrheit wird für Heather zu einem Wettlauf
um ihr Leben.
Gruselig wie die fantastischen Märchenwelten der Brüder Grimm und
Spannung bis zur letzten Seite – der erste Thriller der preisgekrönten
Autorin Jen Williams.
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