Mama von Jessica Lind

[Werbung] Herzlichen Dank an den Kremayr & Scheriau Verlag und Netgalley für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Mama ist eine absolutes Lesehighlight und Jessica Lind eine Autorin,  die ich mir merken werde. 


"Ein psychologisches Verwirrspiel rund um das Thema Mutterschaft, das die Grenzen zwischen Traum und Realität einreißt. Absolut grandios inszeniert!" 

Meine Meinung

Manche Geschichten lassen sich nur schwer zusammenfassen. Mama ist eine dieser Erzählungen, der ich mit meinen Worten einfach nicht gerecht werde. Eines ist aber gewiss. Jessica Linds Debütroman ist für mich nicht nur ein Jahreshighlight, sondern auch ein Lebenslesehighlight. 

Düster, beklemmend und mit enormer Sogwirkung! Mama ist Familiendrama, Beziehungsgeschichte, Mystery und subtiler Horror. Ein Genremix, den ich in dieser Form noch nicht gelesen habe. 

»Es waren einmal eine Mutter und ihr Kind, sie lebten in einer Hütte im Wald, nicht leicht zu finden."

(Zitat aus Mama, Position 1498)


Amira wünscht sich sehnlichst ein Baby, doch ihr Ehemann Josef ist sich nicht sicher, ob er ein guter Vater sein kann. Die beiden nehmen sich eine Auszeit, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen und verbringen diese in der alten Hütte von Josefs Vater - mitten im Wald. Dem Wald, in dem Josefs Vater ums Leben gekommen ist. Und dann wird Amira überraschenderweise wirklich schwanger. Als Amira und Josef gemeinsam mit ihrer kleinen Louisa 3 Jahre später wieder in die einsame Waldhütte fahren, häufen sich plötzlich rätelhafte Ereignisse. 

Genau wie Protagonistin Amira war auch mir bald nicht mehr klar, was noch Realität ist und was bereits einer Wahnvorstellung entspringt. Die Autorin weiß geschickt die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit einzureißen und auch das Zeitgefüge auszuschalten.  So wandeln wir zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zwischen Traum und Wirklichkeit, tauchen dabei tief in Amiras Gedankenwelt ein und erleben hautnah ihre Ängste und Sorgen rund um den Kinderwunsch, die Schwangerschaft und das Muttersein. Das sind auch die zentralen Themen in diesem Roman.

"Es ist lebendig. In ihrem Bauch und in ihrem Kopf. Es kann sie hören. Es erkennt ihre Stimme. Aber ihre Gedanken hört es nicht, oder doch?"

(Zitat aus Mama, Position 551)


Jessica Lind schafft es auf nur 190 Seiten eine wahnsinnig bedrohliche Stimmung aufzubauen und das mit einfachen und klaren Worten. Es ist eine schnörkellose Inszenierung, die eine unglaubliche Sogkraft entwickelt und der man sich nicht mehr entziehen kann. Das düstere und einsame Setting im österreichischen Wald, in dem sich nicht nur Amira verrannt hat. Eine Hündin, die Amira immerzu auflauert, weil diese ihr ihre Welpen genommen hat. Ein mysteriöser, einsamer Wanderer, der Amira immer wieder begegnet.  Und die ganze Zeit fragt man sich, ob diese Dinge doch nur aus Amiras Wahn geboren wurden oder vielleicht doch echt sind. 

Was als klassischer Beziehungsroman beginnt, entwickelt sich so nach und nach zu einer nervenaufreibenden Horrorgeschichte, die viel Raum für Interpretation lässt. Und auch das Ende ist entsprechend gestaltet.  

Mich konnte Jessica Lind mit ihrem geschickt inszenierten psychologischen Debütroman unglaublich begeistern. Absolute Leseempfehlung! 

Fazit

Kinderwunsch,  Schwangerschaft und Muttersein und die damit verbundenen Ängste und Sorgen sind die zentralen Themen von Jessica Linds grandiosen Debütroman.  Es ist ein psychologisches Verwirrspiel und ein gelungener Genremix aus Beziehungsgeschichte und subtilen Horror. Für mich ist Mama ein absolutes Highlight, das ich unbedingt weiterempfehle. Lest es!


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Bibliographie & Klappentext


Herausgeber: Kremayr & Scheriau
Erscheinungsdatum:  16. August 2021
Reihe: Nein, Einzelband 
Genre: Literatur 
Seiten: 192
Preis: Hardcover € (D) 20,00 | € (A) 20,00
Preis: E-Book € 14,99
ISBN: 978-3-218-01280-5
© Rechte sowie weitere Infos: Kremayr & Scheriau Verlag
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Inhalt

Amira wünscht sich ein Kind. Als sie schwanger wird, gesellen sich Ängste und Sorgen zu ihrer Vorfreude. Wie wird sie die Mutterschaft verändern? Ein Ausflug zur abgelegenen Waldhütte ihres Partners Josef bringt nicht die ersehnte Entspannung: Rätselhafte Begegnungen häufen sich, Raum und Zeit scheinen außer Kraft und Amira weiß nicht, ob sie ihrer Wahrnehmung noch trauen kann. Was ist Traum, was Realität? Zwischen tiefer Verunsicherung und inniger Mutterliebe beginnt ein Ringen um Selbstbehauptung und Unabhängigkeit – denn der Wald scheint seine Gäste ungern wieder freizugeben …

Jessica Lind wandelt in ihrem Debütroman stilsicher zwischen den Genrewelten. Was als klassische Beziehungsgeschichte beginnt, entfaltet Seite für Seite einen subtilen Horror. Lind taucht tief in die Psychologie der Protagonistin ein, spielt souverän mit dem Unheimlichen und entwickelt eine erzählerische Sogwirkung, die niemanden unberührt lässt.

„Amira weicht zurück. Ihr Magen ist ein Muskel, der sich ganz fest zusammenzieht. Sie will ihre Hände auf ihren Bauch legen. Ihre Hände greifen ins Leere. Sie blickt an sich hinab. Der Bauch ist fort.“

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