Shuggie Bain von Douglas Stuart

[Werbung] Shuggie Bain ist eine Geschichte, die ich gleichzeitig abbrechen und weiterlesen wollte.  Das Buch hat mich geschockt und zutiefst berührt! 



"Shuggie Bain ist Familiendrama und Milieustudie. Sehr aufwühlend und berührend!" 

Meine Meinung

Ich weiß nicht wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, das mich derart aufgewühlt hat. Ich war mehrfach kurz davor das Hörbuch abzubrechen.  War wütend und traurig. Dachte, dass ich so Shuggies Geschichte ungeschehen machen könnte, indem ich sie einfach ignoriere. Harte Worte,  ich weiß,  denn Shuggie sollte unbedingt gehört werden. Seine Geschichte und sein Schicksal müssen erzählt werden. Shuggie Bain ist ein Buch, das mich an meine emotionalen Grenzen gebracht hat. Sehr schmerzhaft und hoffnungslos und doch fesselnd. Eine Triggerwarnung wäre aber auf jeden Fall angebracht gewesen.

Glasgow, 80er Jahre: Douglas Stuart erzählt die Geschichte des jungen Shuggie Bain, der in der Monotonie und Tristesse der Arbeitersiedlung aufwächst. Es ist eine Zeit geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut, in der Menschen wie der herzensgute Shuggie und seine alkoholkranke Mutter Agnes von der Gesellschaft ausgegrenzt werden, weil sie in ihr schlichtweg keinen Platz haben. Während Shuggies Vater jedem Rockzipfel der Stadt nachjagd und seine Familie vernachlässigt ist es Shuggie selbst, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine wunderschöne Mutter Agnes zu retten. 

Douglas Stuart verarbeitet in seinem Drama auch seine eigene Familiengeschichte und Kindheit. Der Autor schildert schonungslos und ohne beschönigende Worte die furchtbare und zu Tränen rührende Situation,  in der sich Shuggie befindet. In der Schule wird Shuggie schwer wegen seines "Anderssein" gemobbt. Gewalt steht an der Tagesordnung.  Zu Hause muss Shuggie beobachten, wie sich seine Mutter erniedrigt, um an Geld zu kommen und dabei immer mehr in einem Sumpf aus Alkohol und Depression versinkt. Und trotz allem ist Shuggies Liebe zu seiner Mutter unerschütterlich. Es ist eine ganz besondere Mutter-Sohn-Beziehung, an der uns Douglas Stuart über einen Zeitraum von 10 Jahren teilhaben lässt. Ein jahrelanges Auf und Ab, ein Wandeln zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Aufwühlend, berührend und traurig.

Zum Schluss möchte ich noch den besonderen Schreibstil von Douglas Stuart bzw. die gelungene Übersetzung ins Deutsche hervorheben. Der verwendete schottische Arbeiterslang verleiht der Erzählung eine unglaubliche Authentizität.  Hier muss ich auch ein großes Lob an Mark Waschke, welcher das Hörbuch eingelesen hat, aussprechen. Ich habe zwar eine Zeit lang gebraucht,  um mich an den verwendeten Dialekt zu gewöhnen,  fand das Hörbuch dadurch aber unglaublich intensiv und mitreißend. 


Fazit 

Gewalt, Mobbing, Missbrauch, Depression, Alkoholsucht, Arbeitslosigkeit und die Perspektivlosigkeit in Schottlands 80er Jahren. Shuggie Bain ist Milieustudie und Familiendrama in gleichem Maß. Douglas Stuart erzählt schonungslos und mit einer unglaublichen Intensität die Geschichte des jungen Shuggie Bain, der selbst als "Schwuchtel" gemobbt, verzweifelt versucht seine geliebte, alkoholkranke Mutter Agnes zu retten. 

Shuggies Geschichte verdient es zwar gehört zu werden, dennoch kann ich nur eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen. Es sind bedrückende Themen,  die hier angesprochen werden und die durchaus triggern können. 

💜💜💜💜💜

 

Bibliographie & Klappentext

Herausgeber: Osterwold Audio
Erscheinungsdatum:  01. September 2021
Originaltitel: Shuggie Bain 
Reihe: Nein,  Einzelband 
Genre: Literatur, Belletristik 
Version: ungekürzt 
Spieldauer: 928 Minuten 
gesprochen von: Mark Waschke 
Preis: CD € (D) 26,00 | € (A) 26,80
ISBN: 978-3869525204
© Rechte sowie weitere Infos: Hörbuch Hamburg Verlag
Link zu Amazon
Printausgabe erschienen bei Hanser


Inhalt

Für seinen Roman „Shuggie Bain“ wurde Douglas Stuart mit dem Booker Preis 2020 ausgezeichnet. „Das beste Debüt, das ich in den letzten Jahren gelesen habe.“ (Karl Ove Knausgård) „Dieses Buch werdet ihr nicht mehr vergessen.“ (Stefanie de Velasco)

Shuggie ist anders, zart, fantasievoll und feminin, und das ausgerechnet in der Tristesse und Armut einer Arbeiterfamilie im Glasgow der 80er-Jahre, mit einem Vater, der virile Potenz über alles stellt. Shuggies Herz gehört der Mutter, Agnes, die ihn versteht und der grauen Welt energisch ihre Schönheit entgegensetzt, Haltung mit makellosem Make-up, strahlend weißen Kunstzähnen und glamouröser Kleidung zeigt - und doch Trost immer mehr im Alkohol sucht. Sie zu retten ist Shuggies Mission, eine Aufgabe, die er mit absoluter Hingabe und unerschütterlicher Liebe Jahr um Jahr erfüllt, bis er schließlich daran scheitern muss.

Ein großer Roman über das Elend der Armut und die Beharrlichkeit der Liebe, tieftraurig und zugleich von ergreifender Zärtlichkeit.

Kommentare