Der dunkle Schwarm von Marie Grasshoff

[Werbung] Herzlichen Dank an Bastei Lübbe und die Lesejury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Ich hab mich unglaublich gut unterhalten gefühlt. Fast wie im Kino. 


"Rasanter und actionreicher Cyber-Krimi mit erschreckendem Zukunftsszenario. Absolut kinoreif!" 

Meine Meinung

Welche Autoren*innen stehen auf eurer Must Read Liste? Marie Grasshoff ist eine Autorin, deren Bücher ich schon länger verfolge, bislang aber tatsächlich noch keines von ihr gelesen habe. Dabei stehen schon einige bei mir im heimischen Bücherregal. Der dunkle Schwarm war jetzt tatsächlich mein erstes Buch von ihr. Ursprünglich als Hörspielreihe angelegt, hat Marie einen cineastischen, dystopischen Cyber‐Crime zu Papier gebracht, der sich durch ein düsteres Zukunftszenario, innovative Technik und viel Action auszeichnet. Mein Einstieg ist zwar etwas holprig verlaufen, spätestens ab der Hälfte bin ich aber wie eine Süchtige an den Seiten gehangen.

Das Zukunftsszenario das Marie Grasshoff erschaffen hat ist wirklich ziemlich genial. Die Menschen sind in sogenannten Hives über Implantate gedanklich miteinander verbunden. Der technische Fortschritt hat damit seinen Höhepunkt erreicht und die Natur in den Hintergrund gedrängt. Die Kluft zwischen arm und reich ist kaum mehr zu überwinden. Während die superreichen Industriellen im Luxus baden, lebt der Mittelstand in slumähnlichen Gebieten. Kalt, grau und dreckig wirken die urbanen Gebiete. Im Untergrund boomt der illegale Handel mit Daten und Erinnerungen. Und genau hier treffen wir auf die junge Atlas alias Oracle, die sich als Programmiererin ebenfalls dem zwielichtigen Geschäft verschrieben hat. Immer an ihrer Seite der Androide Julien - ein Kampfroboter, der Atlas fast schon väterlich zur Seite steht und ihr ziemlich häufig aus Gefahrensituationen hilft. Das Leben, welches Atlas sich aufgebaut hat, ist ziemlich gefährlich und von viel Blutvergießen gezeichnet. Als eines Tages ein kompletter Hive einfach ausgelöscht wird, klopft Industriellensohn Noah Levy an Atlas Tür. Seine Schwester war ebenfalls unter den Opfern und er fordert Gerechtigkeit ‐ ein Umstand,  der in der Zukunft fast schon fremd ist. Atlas nimmt den Auftrag an und wird schnell in gefährliche Machenschaften verstrickt. Es ist ein tödliches Katz‐und‐Maus‐Spiel, im dem Atlas selbst zur zentralen Figur wird. Ein Aussteigen aus dem Spiel ist unmöglich. 

Klingt genial oder? Ist es im Prinzip auch. Nur der Einstieg ist mir irgendwie schwer gefallen. Marie Grasshoff hat zwar einen unglaublich bildhaften  und angenehmen Schreibstil und sie erklärt auch viel. Trotzdem habe ich mir mit den ganzen technischen Errungenschaften und Begriffen etwas schwer getan. Es hat einfach seine Zeit gedauert, bis ich mir das Kommunikationswesen rund um die Hives vorstellen konnte. Dazu kam auch die Tatsache,  dass die erste Hälfte des Buches nahezu ruhig dahin geplätschert ist. Bis auf den Mordanschlag ist irgendwie nichts nennenswertes passiert. Die Ermittlungen von Atlas und Julien gehen nur schleppend voran. Zudem passieren Dinge, die irgendwie nie aufgelöst werden. Sehr schade. 

Ab der Hälfte hat sich die Atmosphäre aber dann aber sowas von geändert. Plötzlich haben sich die Ereignisse überschlagen und ein Plottwist hat den nächsten gejagd. Hier kam die geballte Ladung an Action, die ich anfangs so vermisst habe. Durchhalten lohnt sich also definitiv.  Das einzige was mir dann etwas missfallen hat, war das Ende. Beziehungsweise ein bestimmtes Ereignis gegen Schluss, durch das Atlas die zuvor gesammelten Sympathiepunkte wieder komplett verloren hat. 

Bis zu dem Vorfall mochte ich Atlas sehr gerne. Sie ist tough und kämpferisch und schreckt vor kaum etwas zurück. Zudem hütet sie ein Geheimnis, dass sie ziemlich interessant erscheinen lässt. Mit Julien an ihrer Seite hat sie den perfekten  Partner.  Julien war sowieso mein heimlicher Held. Der Androide wirkte auf mich alles andere als glatt, sondern fast schon menschlich. Er ist nicht nur Beschützer, sondern auch der Vater,  den Atlas nie hatte. Und genau wegen dieser Tatsache,  konnte ich am Ende einfach nur wütend auf Atlas sein. 

Man muss Marie Grasshoff allerdings zu Gute halten,  dass sie ihre Charaktere sehr facettenreich und vielschichtig gestaltet hat. Wie es im echten Leben auch ist, gibt es nicht nur schwarz und weiß. Jeder hat Ecken und Kanten und handelt auch mal falsch oder sagen wir nicht so wie es die Gesellschaft gerne hätte. Noah wirkt neben Atlas und Julien fast schon zu perfekt. Als ruhiger Gegenpol hat er das Duo aber gut ergänzt.  

Ja, mir hat nicht alles zugesagt. Dennoch fand ich die Idee ziemlich genial. Und da mich die zweite Hälfte des Buches so richtig fesseln konnte und der Cyber‐Krimi sich zu einem richtigen Pageturner entwickelt hat, kann ich eigentlich nur eine Leseempfehlung aussprechen.  

Fazit 

Actiongeladen, rasant, mitreißend und spannend! Das ist Der dunkle Schwarm! Ein cineastischer und dystopischer Cyber‐Crime aus der Feder von Marie Grasshoff.  Es ist ein bildgewaltiges und erschreckendes Zukunftsszenario,  welches Marie erschaffen hat. Erschreckend weil die Technik die Natur komplett verdrängt hat und die Kluft zwischen arm und reich unüberwindbar scheint. Die Menschen kommunizieren mittels Implantaten und Gedankenübertragung. Androide sind Teil der Gesellschaft und Arbeitswelt und im Untergrund boomt der illegale Datenhandel. Maries Visionen sind eindringlich und wirken nach. 

Die erste Hälfte des Buches war mir zwar etwas zu ruhig, der zweite Teil hat mit geballter Action aber alles wieder gut gemacht. Durchhalten lohnt sich also definitiv,  vorallem weil so einige unerwartete Wendungen auf einem zukommen. Freunde der Sience Fiction werden hier auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, weshalb ich das Buch gerne weiter empfehle. 

💜💜💜💜


Bibliographie & Klappentext


Herausgeber: Luebbe
Erscheinungsdatum: 30. Juli 2021
Reihe: Ja, Band 1
Genre: Science Fiction 
Seiten: 349
Preis: Taschenbuch € (D) 15,00 | € (A) 15,90
Preis: E-Book € 9,99
ISBN: 978-3-404-20973-6
© Rechte sowie weitere Infos: Bastei Lübbe 
Link zu Amazon
 

Inhalt

Im Jahr 2100 verbinden die Menschen ihr Bewusstsein über Implantate zu sogenannten "Hive-Minds". Die junge Atlas profitiert davon gleich doppelt: Tagsüber arbeitet sie als Programmiererin für den größten Hive-Entwickler. Nachts betreibt sie unter dem Decknamen Oracle einen lukrativen Handel mit Erinnerungen, die sie aus Hive-Implantaten stiehlt.

Eines Nachts berichtet ihr ein Kunde namens Noah von dem Mord an einem ganzen Hive - eigentlich eine technische Unmöglichkeit. Er bietet ihr eine horrende Summe dafür an, den Täter zu finden. Atlas lässt sich auf den Deal ein - und ist bald auf der Flucht vor der Polizei, Umweltterroristen und Auftragsmördern ...

Kommentare