Grandiose Dystopie

The Grace Year - Ihr Widerstand ist die Liebe

von Kim Ligett

⭐⭐⭐⭐⭐/5 Sterne



Klappentext:

"Niemand spricht über das Gnadenjahr. Es ist verboten."
In Garner County heißt es, dass junge Frauen die Macht besitzen, Ehemänner aus ihren Betten zu locken und Jungen in den Wahnsinn zu treiben. Um diese Kräfte zu verlieren, werden sie für ein Jahr in die Wildnis verbannt. Wer zurückkommt, wird verheiratet oder ins Arbeitshaus geschickt. Aber es kommen nie alle lebend zurück. Nur in ihren Träumen ist Tierney James frei, umgeben von Rebellinnen. Doch als ihr Gnadenjahr beginnt, spürt sie erst, wie tief verwurzelt der Hass ist. Denn nicht die Natur oder die tödlichen Wilderer, die ihnen auflauern, sind die größte Gefahr. Es sind die Mädchen selbst.


(Quelle: Amazon)

Meine Meinung:

Ich bin mit relativ hohen Erwartungen an das Buch herangegangen und ich wurde nicht enttäuscht. Zunächst war da dieses Cover, welches in der Buchhandlung einfach nur "Nimm mich mit" geschrien hat. Ich liebe die Schlichtheit, gleichzeitig ist es aber auch wahnsinnig ausdrucksstark. Man spürt beim Anblick des Covers die Veränderung; die aufkeimende Rebellion. Das Cover passt wie die Faust aufs Auge zur Handlung. 

Die Handlung hat mich von Anfang an gepackt. Düster, schockierend und abschreckend: Das war mein Fazit nach den ersten 100 Seiten. Kim Ligett zeigt eine Welt auf, in der Frauen aufs brutalste unterdrückt und in die Knie gezwungen werden. Während die Männer den ungeniert nachstellen, geben sie den Frauen bzw. deren angeblicher Magie die Schuld - Hexenwerk, welches ausgetrieben werden muss. Außerdem müssen sich die Frauen den Männern fügen. Wer vor Antritt des Gnadenjahres keinen Schleier erhält und somit als Braut auserkoren wird, muss - sofern man das Jahr überlebt - in einem Arbeitslager sein dasein fristen. Man hat also ein Leben als Gebärmaschine oder als Lastentier in Aussicht. Recht viel mehr gibt es für Frauen nicht und wer sich auflehnt, wird schnell mal an den Galgenbaum gehängt. Das wirklich erschreckende ist allerdings, dass es trotz der frauenverachtenden Umstände tatsächlich Frauen gibt, die das System unterstützen. Das macht sich auch bei Tierneys Gnadenjahr bemerkbar. Dort ist bald eine Anführerin gefunden, die in Sachen Grausamkeit den Männern in nichts nachsteht. Man hat das Gefühl in einer fanatischen Sekte gefangen zu sein. Das Ganze schreit nahezu nach Gehirnwäsche!
Nebenbei gibt es auch eine kleine Liebesgeschichte, die aber nicht all zu viel Raum einnimmt. Für mein Empfinden hätte es sie gar nicht gebraucht - geschadet hat sie der Geschichte aber auf keinen Fall. 

Ich möchte gar nicht viel mehr zur Handlung verraten, da ich sonst zu viel spoilern müsste. Sie ist auf jeden Fall spannend, kommt aber eher ruhig, dafür sehr graumsam, daher. Ich habe wahnsinnig mit Tierney mitgefiebert und gehofft, dass sie einen Weg findet dem System zu entfliehen. 

Die Charaktergestaltung hat mir sehr gut gefallen. Bei diesem Buch war es wirklich so, dass ich mit jeder Figur eine bestimmte Emotion verknüpft habe. Während ich wie schon erwähnt mit Tierney gelitten, geliebt und gehofft habe, habe ich bei den anderen Protagonisten eher negative Gedanken entwickelt. Hass, Wut, Trauer, Unverständnis - eine Gefühlspalette, die in solch einer Intensität selten ein Buch in mir hervorruft. 
Tierney ist keine Rebellin im klassischen Sinne. Ihre Rebellion kommt eher ruhig daher. Sie versucht es lange im Guten. Ein bisschen kämpferischer hätte ich sie mir eventuell gewünscht. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, der meine Gesamtwertung nicht beeinflusst.

Fazit:

The Grace Year hat mich sprachlos zurück gelassen - vorallem das Ende ist nochmal ein richtiger Schocker, mit dem ich so nicht gerechnet hätte. An dieser Stelle hat sich bei mir auch die Frage aufgeworfen, ob es sich um einen Einzelband handelt. Dazu habe ich nämlich nichts gefunden.  

Ein bisschen hat es mich an die Tribute von Panem erinnert. Auch eine Anlehnung an The Handmaids Tale ist nicht von der Hand zu weisen. Trotzdem ist The Grace Year kein Abklatsch und muss sich vor diesen großen Namen nicht verstecken. Für mich ist die Dystopie ein Jahreshighlight und eine absolute Leseempfehlung!





Bibliographie:
Quelle: Oetinger Verlagsgruppe

Herausgeber: Dressler Verlag
Erscheinungsdatum: 24. Februar 2020
Genre: Dystopie
Reihe: Einzelband
Seiten: 416
Preis: Hardcover € (D) 22,00 | € (A) 22,62
Preis: E-Book € 14,99 
ISBN-10: 3791501623
ISBN-13:  978-3791501628



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