Der schwarze Winter von Clara Lindemann

[Werbung] Herzlichen Dank an Harper Collins für die Bereitstellung des Rezensionsexemplares. Das Schicksal der Bensdorf-Schwestern hat mich sehr berührt. 


"Zwei Schwestern im Kampf gegen die Kälte und den Hunger. Sehr authentisch und mitreißend erzählt!"

Meine Meinung

Clara Lindemann hat mich mit ihrem Nachkriegszeit-Roman sehr berührt. Die Geschichte der Schwestern Bensdorf, die im Hungerwinter 1946/47 ums Überleben kämpfen, hallt definitiv nach und hat mir einmal mehr bewusst gemacht wie gut wir es in der heutigen Zeit haben. 

Der zweite Weltkrieg hat seine Spuren hinterlassen. Hamburg liegt in Trümmern. Die Lebensmittel sind knapp, unter den Menschen herrscht große Not, der Hunger und die eisige Kälte fordern ihren Tribut. In einem der kältesten Winter Deutschlands kämpfen die Schwestern Silke und Rosemarie Bensdorf ums Überleben. Als Kriegsflüchtlinge haben sie auf einem Bauernhof eine Anstellung gefunden. Für karge Mahlzeiten und dreckige, verlauste Betten schuften die Schwestern schwer. Als der Bauer sich an der 24-jährigen Rosemarie vergreift, flüchten die beiden mit ihren wenigen Habseligkeiten einer ungewissen Zukunft entgegen. Auf ihrer überstürzten Flucht treffen sie auf Egon Tönnes,  der Silke und Rosemarie trotz des von den Briten verhängten Zuzugsstoppes, die Einreise nach Hamburg ermöglicht. Dort angekommen,  knüpfen sie Kontakte zu Schwarzmarkthändler Hans Meister und seinen britischen Freund, den Offizier Allan Wright. Die beiden ermöglichen Silke und Rosemarie in Hamburg Fuß zu fassen,  indem sie eine Bar für die englische Besatzung eröffnen,  welche Silke betreiben soll. Bald stehen Silke und Rosemarie gefährlichen Gegnern gegenüber, die die beiden Frauen und deren Geschäft ruinieren wollen.

Mit Silke und Rosemarie lernen wir zwei junge Frauen in der Blüte ihres Lebens kennen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die 24 Jahre alte Rosemarie ist eine Frohnatur durch und durch. Sie ist impulsiv, leidenschaftlich und trägt ihr Herz auf der Zunge. Ich habe ihre herrlich unangepasste Art sehr bewundert. Allerdings bringt diese ihr auch eine Menge Schwierigkeiten. Und man muss auch sagen, dass Rosemarie in manchen Angelegenheiten einfach zu vorschnell handelt.
Silke ist der ruhige Gegenpol zu ihrer Schwester.  Sie ist überlegter und besonnener. Aber: Silke hat hat lange an Hitlers Versprechungen festgehalten. Und doch konnte ich Silke nicht vorverurteilen. Und es war auch so schön und ein Stück weit befreiend Silke auf ihrem Umdenkprozess zu begleiten. 
Die Autorin hat mit Rosemarie und Silke zwei sehr authentische und facettenreiche Protagonistinnen erschaffen,  die, so verschieden ihre Charakterzüge auch sind,  einen gemeinsamen Kampf kämpfen. 


Clara Lindemann hat eine unglaublich mitreißende Geschichte zu Papier gebracht,  die voller Intrigen, dunkler Machenschaften und abgrundtief böser Menschen steckt. Silke und Rosemarie werden mit Verleumdungen konfrontiert, angefeindet und bedroht. Allan Wright entpuppt sich als guter Freund und Helfer in der Not, doch auch er stößt irgendwann an die Grenzen seines Einfluss- und Wirkungsbereiches. 
Als Rosemarie ein junges Mädchen aus der Zuhälterei befreit, spitzt sich die Lage dramatisch zu. Zudem scheint der Gegner auch immer einen Schritt voraus zu sein.  

Ich konnte das Buch kaum zur Seite legen, so gefangen war ich in der Handlung. Clara Lindemann bedient sich einer leichten und unkomplizierten Sprache, die einem nur so durch die Seiten fliegen lässt. Doch trotz der Leichtigkeit verliert die Geschichte nichts an ihrer Dramatik. Die Autorin hat ihre fiktiven Romanfiguren sehr authentisch in dem historischen Rahmen der Nachkriegszeit in Szene gesetzt. Mit dem Hungerwinter 1946/47 katapultiert uns Clara Lindemann direkt in eine unglaublich harte Zeit deutscher Geschichte. Die Eiseskälte nagt an den Knochen. Armut und Not sind allgegenwärtig. Kohle ist ein Luxusgut. Essensrationen werden trotz Lebensmittelmarken knapp, was den Schwarzmarkthandel antreibt. In dieser unwirtlichen Zeit kämpfen Silke und Rosemarie ums Überleben. Und der Erfolg scheint zunächst auch auf ihrer Seite. Rosemarie lässt sogar die Liebe in ihr Leben. Doch dann wendet sich das Blatt schlagartig.  Die Frauen sind vielen Männern ein Dorn im Auge. 

Ich habe die Handlung von der ersten Seite weg als hochspannend und wendungsreich empfunden. Allerdings war sie auch etwas vorhersehbar. Es lässt sich relativ schnell erahnen,  wer der Feind in der Geschichte ist. Mitgefiebert und mitgelitten habe ich vielleicht gerade deswegen umso mehr. 

Mich konnte Clara Lindemann mit Der schwarze Winter komplett überzeugen. Ich habe Silkes und Rosemaries Geschichte nahezu verschlungen. Das Buch ist ein spannender Mix aus historischem Zeitzeugnis und Drama mit einer leichten Liebesgeschichte und Krimielementen. Da das Buch mit 384 Seiten auch nicht zu dick ist und man nicht mit historischen Fakten erschlagen wird, kann ich es Einsteigern ins Genre sehr empfehlen.  

Fazit

Dramatisch, hochspannend, wendungsreich, dabei aber sehr authentisch und nachhallend! Ich habe Clara Lindemanns Der schwarze Winter unglaublich gerne gelesen. Einmal angefangen hat das Buch mich in einem Strudel aus Verrat, dunklen Machenschaften und gefährlichen Verstrickungen mitgerissen. Der historische Rahmen der Nachkriegszeit, die eisige Periode des Hungerwinters im Norden Deutschlands, haben mich zutiefst berührt und ergriffen. 

Absolute Leseempfehlung! 



💜💜💜💜💜



Bibliographie & Klappentext


Herausgeber: Harper Collins
Erscheinungsdatum:  21. September 2021
Reihe: Nein, Einzelband 
Genre: Historischer Roman 
Seiten: 384
Preis: Hardcover € (D) 22,00 | € (A) 22,90
Preis: E-Book € 14,99
ISBN: 978-3749901548
© Rechte sowie weitere Infos: Harper Collins
Link zu Amazon
 

Inhalt

Die eisige Kälte hat ganz Deutschland im Griff, und Silke Bensdorf und ihre Schwester Rosemarie müssen von dem Bauernhof fliehen, auf dem sie untergebracht waren. Die beiden jungen Frauen schlagen sich bis nach Hamburg durch, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Aber die Stadt liegt in Trümmern, und die Briten haben einen Zuzugsstopp verhängt - an eine Unterkunft und Essensmarken kommen sie nur noch über den Schwarzmarkt. Schnell begreifen sie - auch hier ist das Leben rau, jeder sich selbst der Nächste. Sie schaffen es kaum, genug Lebensmittel aufzutreiben, um nicht zu verhungern. Bis die Schwestern zunehmend Erfolg im Schwarzmarkthandel haben, und Silke sogar eine Bar für britische Soldaten eröffnet. Der fragile Erfolg droht jedoch zu kippen, als die Schwestern auf Händler treffen, denen die Frauen in ihrem Geschäft ein Dorn im Auge sind.

Kommentare