Erster Teil einer Dilogie mit dystopischem Setting

Wild

von Lena Klassen

⭐⭐⭐⭐/ 5 Sternen

 

[Werbung] Wild stand schon länger auf meiner Leseliste und endlich habe ich mein Vorhaben in die Tat umgesetzt und den ersten Teil der dystopischen Dilogie von Lena Klassen gelesen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat sich das Buch zu einem rasanten Pageturner entwickelt.

Meine Meinung

Ich lese ja unglaublich gerne Dystopien und bin daher auch an Wild von Lena Klassen nicht vorbei gekommen. Die deutsche Autorin präsentiert uns eine Welt, in welcher Krankheiten, Kriminalität und "gefährliche Gefühle" wie Wut, Aggression und Trauer der Vergangenheit angehören. Zumindest ist das innerhalb der Mauern von Neustadt, wo den Menschen regelmäßig eine Dosis "Glück" geimpft wird, so. Menschen, die sich außerhalb des Glücksstroms bewegen, werden aussortiert und in der Wildnis ausgesetzt. Auch die junge Pi erhält laufend ihre Glücksinjektion, welche sie sämtlicher Emotionen beraubt. Als die Injektion jedoch eines Tages versagt, sieht sich die 17-jährige plötzlich mit wilden Gefühlen konfrontiert. Pi erfährt erstmals was es wirklich heißt das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen. Sie beginnt aber auch das System zu hinterfragen. 

Lena Klassen schreibt sehr flüssig und locker, dennoch hatte ich zu Beginn einige Schwierigkeiten mich voll und ganz in der Geschichte einzufinden. Ich konnte mich anfangs so überhaupt nicht in die Charaktere hineinversetzen und auch mit der Welt, oder besser gesagt mit Neustadt hatte ich so meine Problemchen. Noch dazu waren mir die ganzen Charaktere auch nicht sonderlich sympathisch und auch die Handlungen der Personen konnte ich nicht nachvollziehen. Ich wollte der Geschichte aber unbedingt eine Chance geben und sehen, wo es hingeht und bin so froh, dass ich durchgehalten habe, denn nach etwa einem Drittel machte es "Peng" und ich war total gefangen von den Geschehnissen. Nach einem eher verwirrenden Start hat sich das Buch nach und nach zu einem richtig mitreißenden und actiongeladenen Thriller entwickelt. Lena Klassen hat wirklich keinen Stein auf dem anderen gelassen. Eine Überraschung folgt auf die nächste. Die Spannung baut sich nach und nach auf und ab einem gewissen Punkt in der Geschichte weiß man einfach nicht mehr wer Freund und wer Feind ist, wem man eigentlich Vertrauen kann und vorallem beginnt man zu hinterfragen, ob das Leben in der Wildnis bzw. außerhalb der Mauern von Neustadt wirklich mit Freiheit gleichzusetzen ist. 

Das Buch ist aus Sicht von Protagonistin Peas, kurz Pi, geschrieben. Wie gesagt, anfangs konnte ich überhaupt keine Beziehung zu der 17-jährigen aufbauen. Jetzt im Nachhinein weiß ich natürlich, dass die Glücksdroge daran schuld war. Das Leben von Pi im Glücksstrom war nahezu monoton und grau, wie sie selber sagt. Umso mutiger tritt die junge Frau im weiteren Verlauf der Geschichte auf. Ich fand Peas Entwicklung sehr nachvollziehbar und authentisch dargestellt und ich habe richtig mit ihr mitgefiebert, vorallem als es darum ging ihren Freund Lucky zu retten. 

Orion ist ein Charakter, der mir auf Anhieb sympatisch war. Auch bei ihm hat die Glücksdroge versagt. Im Gegensatz zu Pi weiß Orion zu 100 % was er will und er kämpft mit Leib und Seele für eine Zukunft ohne Kontrolle in Freiheit.

Peas beste Freundin Moon mochte ich hingegen gar nicht. Moon ist die Schauspielerin mit verschiedenen Gesichtern. Sie wirkt einfach arrogant,  aufgesetzt und ihre durch die Glücksgabe dauerhaft gute Laune ist einfach nur falsch. Genauso falsch wie das ganze System, in welches die Protagonisten hinein geboren wurden. 

Lena Klassen spricht in ihrem Jugendroman über sehr gesellschaftskritische Themen. So geht es unter anderem um die totale Kontrolle. Die Menschen werden ihrer Gefühle beraubt. Stirbt ein Familienmitglied wird kein großes Aufsehen darum gemacht. Auch die Liebe rückt in den Hintergrund, denn es wird jeder Person ein passender, kompatibler Partner zugeteilt. Das Buch beschäftigt sich auch mit dem Thema "Designerbabys" bzw. dem Streben nach Schönheit, Perfektionismus und dem damit einhergehenden Schaffen des einen perfekten Menschen.

Einige Gedankengänge haben mich fasziniert, die meisten jedoch eher entsetzt. Das Buch hat mich auf jeden Fall zum Nachdenken gebracht.


Fazit

Zu Beginn etwas verwirrend, entwickelt sich Wild zu einem fesselnd geschrieben Pageturner. Lena Klassen beschreibt eine Welt in der die Menschen durch die Gabe von Glücksinjektionen ruhig gestellt werden. Gewalt, Krieg, aber auch Krankheiten sollen so vermieden werden. Von der Partnerzuteilung bis zur Familiengründung obliegt alles der staatlichen Aufsicht. Die Geschichte baut nach und nach Spannung auf und entwickelt sich ab ca. der Hälfte zu einer mitreißenden Hetzjagd mit einigen überraschenden und auch schockierenden Wendungen. Von mir bekommt der dystopische Reihenauftakt eine klare Leseempfehlung.


Bibliographie & Klappentext 

 

Herausgeber: Drachenmond Verlag
Erscheinungsdatum: 11. März 2013
Genre: Dystopie, Jugendbuch
Reihe: Teil 1 von 2
Seiten: 384
Preis: Taschenbuch € (D) 14,90 | € (A) 14,90
Preis: E-Book € 4,99 oder Kindle Unlimited
ISBN: 978-3-931989-79-8
Bildrechte und Textquelle: Drachenmond Verlag
weitere Informationen zu Wild: Amazon
 

Inhalt

Gezähmte Gefühle.
Eine Welt ohne Krankheit und Kummer.
Kein Leid und keine Leidenschaft.

Einmal wöchentlich bekommt jeder in „Neustadt“ seine Glücksinjektion. Trotzdem ist die siebzehnjährige Pi nicht so glücklich wie alle anderen. Stimmt etwas nicht mit ihr? Oder warum darf sie nicht mit Lucky zusammen sein, ihrem besten Freund? Anders zu sein ist gefährlich, denn hinter dem Zaun, der „Neustadt“ umgibt, liegt die Wildnis. Dort herrschen noch Krankheit und Gewalt – und dorthin werden alle verbannt, die aus der Reihe tanzen.
Dann geschieht etwas Unfassbares: Die Glücksdroge versagt. Und plötzlich steht Pi vor der Entscheidung ihres Lebens: Liebe oder Freiheit?

 




 

 

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